Text-Redesign: So machen Sie mehr aus bestehenden Projektbeschreibungen

Alte Texte überarbeiten – statt sich mit halbguten abzufinden

Viele Architekturbüros haben sie: Projektbeschreibungen, die irgendwie okay sind. Sie stehen auf der Website, in Wettbewerbsunterlagen oder PR-Materialien. Aber: Sie klingen nach Standard. Oder sagen eigentlich nichts. Oder wirken wie ein notwendiges Übel.

Dabei steckt in jedem Projekttext die Chance, das Profil des Büros zu schärfen. Es fehlt oft nicht an guten Projekten, sondern an Worten, die ihre Wirkung zeigen. Wie Sie die finden können, zeige ich hier.

Die Methode: Redesign statt Neuschreiben

Wir nehmen einen typischen Projekttext – fachlich korrekt, aber sprachlich schwach – und überarbeiten ihn Schritt für Schritt. Ziel: Ein Text, der verständlich, glaubwürdig und nutzenorientiert ist.

Ein Projekttext (wie er auf vielen Architekten-Websites stehen könnte)

Projekttext:
„Das neue Gemeindezentrum wurde in einem offenen Entwurf realisiert. Die klare Formensprache und die Materialität in Holz und Sichtbeton verleihen dem Baukörper eine ruhige Ausstrahlung. Großzügige Glasflächen sorgen für Transparenz und Offenheit. Im Inneren sind die Funktionen klar gegliedert. Der Saal bietet Platz für rund 200 Personen und ist multifunktional nutzbar. Die Außenanlagen schaffen eine Verbindung zur bestehenden Bebauung.“

Dieser Text klingt solide – aber Hand aufs Herz: Er bleibt an der Oberfläche. Wer fühlt sich angesprochen? Welche Geschichte erzählt er? Welche Haltung zeigt sich?

Schritt 1: Typische Schwächen erkennen

Floskeln statt Aussage: „offener Entwurf“, „klare Formensprache“, „multifunktional nutzbar“ – klingt professionell, sagt aber wenig.

Die Perspektive der Nutzer fehlt: Wie erleben Gemeindemitglieder den Raum? Was verändert sich im Ort?

Wenig Haltung: Was war das Ziel? Warum diese Lösung?

Kein konkreter Nutzen: Was bringt das Gebäude?

Schritt 2: Fragen, die beim Umschreiben helfen

  • Wer nutzt das Gebäude – und wofür?
  • Was verbessert sich durch diesen Neubau?
  • Was war uns als Büro dabei wichtig?
  • Wie fügt sich der Bau in den Ort – räumlich und sozial?

Schritt 3: Der überarbeitete Text

Projekttext (Redesign):
„Das neue Gemeindezentrum bringt Leben zurück in den Ortskern: Es ist ein offener Treffpunkt für Kultur, Austausch und Gemeinschaft. Herzstück ist der flexibel nutzbare Veranstaltungssaal – mit Platz für 200 Menschen, akustisch optimiert und barrierefrei erschlossen. Die ruhige Architektur aus Holz, Glas und Sichtbeton spiegelt die Haltung des Ortes: zurückhaltend, aber einladend. Große Fensterflächen öffnen den Blick ins Grüne und verbinden Innen- und Außenraum. Die Außenanlage schafft neue Wege und Aufenthaltsbereiche – sie schließt räumlich eine Lücke und gibt der Gemeinde ein neues Zentrum.“

Was jetzt besser ist:

  • Klarer Nutzen: Treffpunkt, Austausch, Wiederbelebung des Ortskerns.
  • Stärkere Sprache: „bringt Leben zurück“ statt „wurde realisiert“.
  • Konkrete Wirkung: barrierefrei, akustisch optimiert, Blick ins Grüne.
  • Emotionale Verbindung: „gibt der Gemeinde ein neues Zentrum“.

Schritt 4: Das können Sie daraus lernen

Text ist nicht Deko. Er transportiert Haltung, Wirkung, Bedeutung.
Kürzen bringt Klarheit. Der überarbeitete Text ist kürzer – und trotzdem gehaltvoller.
Sagen Sie, was sich verändert. Vorher-Nachher-Gedanken helfen beim Nutzenfokus.
Nutzen wirkt. Was das Gebäude leistet, zählt mehr als wie es aussieht.

So gehen Sie konkret vor: Schritt für Schritt zum besseren (Projekt-)Text

Wenn Sie einen bestehenden Text überarbeiten wollen, helfen Ihnen die folgenden Schritte konkret.

1. Text lesen – und „Lücken“ notieren

Lesen Sie Ihren bisherigen Text einmal laut. Achten Sie auf Stellen, an denen Sie selbst denken: „Ja … und?“ oder „Was heißt das jetzt konkret?“

Notieren Sie:

  • Unklare Begriffe: Was klingt schön, ist aber unpräzise? (z. B. „modern“, „flexibel“, „durchdacht“).
  • Fehlende Perspektiven: Wo bleibt unklar, für wen das Projekt gemacht wurde?
  • Belangloses Detail: Ist jede Information wirklich relevant?

2. Die richtige Perspektive einnehmen

Die meisten Projekttexte beschreiben das Gebäude. Besser ist: Beschreiben Sie die Wirkung.

Stellen Sie sich dazu folgende Fragen:

  • Wen betrifft dieses Projekt?
  • Was ändert sich für diese Menschen?
  • Was war das zentrale Anliegen des Entwurfs?
  • Welche Haltung steckt in der architektonischen Entscheidung?

Diese Fragen helfen, von der reinen Beschreibung zur echten Botschaft zu kommen.

3. Die Sprache schärfen

Jetzt geht es um Wortwahl und Rhythmus. Tipps:

  • Verben statt Substantive: Nicht „die Realisierung des Neubaus“, sondern „Wir haben gebaut …“.
  • Aktive Sprache: Sagen Sie, wer etwas macht oder warum. Nicht „wurde errichtet“, sondern „Wir schaffen neuen Raum für …“.
  • Konkret statt vage: Statt „transparente Architektur“ lieber: „große Glasflächen, die den Blick ins Grüne öffnen“.

Ein guter Test: Können Sie sich vorstellen, dass der Satz in einem Werbeprospekt für jede Architektur stehen könnte? Dann ist er zu allgemein.

4. Fokus auf Nutzen und Wirkung

Und last but not least, denn am Ende zählt: Was bringts? Bringen Sie das Projekt auf den Punkt:

  • Was leistet es für die Menschen?
  • Was ist der zentrale Unterschied zu vorher?
  • Warum passt es genau hierher?

Diese Aussagen können ruhig emotional sein – wenn sie ehrlich sind.

Fazit: Texte überarbeiten lohnt sich – und ist einfacher als gedacht

Es geht nicht darum, jedes Projekt literarisch zu veredeln. Es geht darum, den Kern eines Projekts sichtbar zu machen – verständlich, glaubwürdig, nah an den Menschen. So ist er relevant für Nutzer, potenzielle Auftraggeber und für Ihre eigene Positionierung.

Ein guter Projekttext:

  • zeigt Wirkung,
  • macht Haltung sichtbar,
  • spricht verständlich und
  • bleibt in Erinnerung.

Das Beherzigen dieser Tipps kostet Sie zu viel Zeit oder Aufmerksamkeit, die Sie gerne für andere Dinge einsetzen möchten? Gerne schreibe, lektoriere oder redigiere ich Texte für Sie. Hier finden Sie meine Leistungen für Architekten. >>

Über mich

Seit 2014 arbeite ich u. a. als freie Redakteurin für CUBE – Das lokale Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart. Auch habe ich als Texterin im Bereich Architektur und nachhaltiges Bauen für das Gebäudeforum klimaneutral Texte verfasst, und dabei Nutzen, Herausforderungen, Ziele und Erfolge beschrieben.

Eine kleine Auswahl bereits realisierter Projekte finden Sie in meinem Portfolio.

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