Architekturkommunikation Praxis: Den Nutzen Ihrer Architektur kommunizieren

Architekturkommunikation Praxis: Hier geht es um das „Wie“ der Nutzenkommunikation bei Architekturprojekten. Teil 1 fokussiert „Warum Nutzen kommunizieren wichtig ist“. >>

Warum dieses Gebäude? Und warum genau so? Diese zwei Fragen sind der Schlüssel zur Nutzenkommunikation. Und sie werden leider zu selten gestellt – oder zu oberflächlich beantwortet. Wenn Architekten ein Projekt beschreiben, bleiben sie oft bei Funktion, Form, Material oder Entwurfsidee stehen. Dabei beginnt die Relevanz für viele Zielgruppen an einer anderen Stelle. Sie bewegt die Frage: Was bringt dieses Gebäude den Menschen, die es nutzen – und der Gesellschaft, in der es steht?

Der folgende Text ist ein Beitrag zur Architekturkommunikation-Praxis. Er zeigt Ihnen, wie Sie den Nutzen konkret formulieren – mit vier einfachen Schritten, Beispielfragen und einem klaren Ziel: Texte, die verständlich machen, warum Ihre Architektur zählt.

1. Blickwechsel: Wer profitiert – und wie?

Nutzen entsteht durch Wirkung. Und Wirkung zeigt sich bei denen, die das Gebäude erleben, nutzen, pflegen oder vertreten. Fragen Sie sich also:

  • Wer nutzt dieses Gebäude – und wofür?
  • Was erleichtert oder verbessert es für diese Menschen?
  • Was war vorher schwieriger oder schlechter?

🛠 Beispielformulierungen:

  • „Das neue Foyer schafft Raum für Begegnung – wo vorher nur ein Durchgang war.“
  • „Der flexible Grundriss passt sich wechselnden Teams an und spart langfristig Umbaukosten.“
  • „Tageslicht bis tief ins Gebäudeinnere verbessert die Konzentrationsfähigkeit im Schulalltag.“

2. Kontext klären: Was war hier vorher – was ist jetzt?

Nutzen wird oft erst durch den Vergleich sichtbar. Machen Sie deutlich:

  • Welche Lücke wurde geschlossen?
  • Welches Problem wurde gelöst?
  • Welche Qualität wurde hinzugewonnen?

🛠 Fragen zur Reflexion:

  • Gab es eine städtebauliche Brache, ein ineffizientes Raumprogramm, eine ungenutzte Fläche?
  • Was leistet das Gebäude jetzt – im Gegensatz zu früher?

🛠 Formulierungsansätze:

  • „Wo früher ein Parkplatz war, entstand ein belebter Treffpunkt für das Quartier.“
  • „Durch die neue Erschließung ist der Eingangsbereich barrierefrei erreichbar – für alle Nutzer:innen.“

3. Haltung zeigen: Was war Ihnen dabei wichtig?

Nutzen ist nicht neutral. Er spiegelt auch die Haltung des Büros: Was Sie als sinnvoll, notwendig, zukunftsweisend betrachten. Das darf sichtbar werden.

🛠 Fragen an Sie selbst:

  • Was wollten wir mit diesem Projekt erreichen – über die reine Funktion hinaus?
  • Welcher Aspekt war uns besonders wichtig?
  • Wo haben wir bewusst mehr gedacht als gefordert war?

🛠 Starke Aussagen könnten lauten:

  • „Ziel war es, ein Gebäude zu entwerfen, das auch in 30 Jahren noch wandelbar und nutzbar ist.“
  • „Uns ging es um mehr als eine Kita – wir wollten einen Ort schaffen, der Kindern Selbstständigkeit zutraut.“

4. Auf Sprache achten: konkret statt vage

Das begegnet mir immer wieder: Viele Texte über Architektur klingen gut – sagen aber teilweise wenig. Vermeiden Sie Begriffe wie „spannend“, „interessant“, „hochwertig“, „maßgeschneidert“, wenn sie nicht belegt werden. Nutzen entsteht nicht durch Adjektive, manchmal sogar Superlative oder andere Formulierungen, die ein Projekt anpreisen ( z. B. „setzt neue Maßstäbe“), sondern durch klare, greifbare Wirkung.

🛠 Statt „hochwertige Materialien“ lieber:
„Holzoberflächen in den Fluren schaffen Wärme und verbessern die Akustik.“

🛠 Statt „spannende Raumfolge“ lieber:
„Jeder Klassenraum öffnet sich zum Innenhof – die Wegeführung ist intuitiv, der Schulalltag ruhig.“

🛠 Statt „maßgeschneiderte Lösung“ lieber:
„Das Gebäude lässt sich in zwei Nutzungsbereiche trennen – so bleibt es auch bei künftiger Umnutzung flexibel.“

Bonus: Die Nutzen-Checkliste für Architekturbüros

Nutzen klar benennen – geht mit diesen 5 einfachen Fragen:

  1. Was war vorher?
  2. Was hat sich verbessert – für wen?
  3. Was funktioniert jetzt besser, einfacher, nachhaltiger?
  4. Worin zeigt sich Ihre Haltung oder Ihre Handschrift?
  5. Welche Wirkung hat das Projekt über seine Funktion hinaus?

Fazit: Weniger Pathos, mehr Wirkung

Gute Architektur überzeugt durch das, was sie leistet – nicht nur, was sie zeigt.
Texte, die den Nutzen auf den Punkt bringen, sind ein starkes Werkzeug: für Bauherrengespräche, Projektbeschreibungen, Website-Inhalte, Wettbewerbsdokumentationen oder PR-Arbeit.

Und sie zeigen etwas Wesentliches: Dass Ihr Büro nicht nur Räume plant, sondern einen Beitrag für die Gesellschaft leistet.

Sie möchten direkt loslegen?
Im nächsten und letzten Beitrag dieser kleinen Reihe zeige ich anhand konkreter Projektbeispiele, wie gute Nutzenkommunikation aussieht – mit Vorher-Nachher-Formulierungen und Kommentaren, warum sie wirken. >>

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Über mich

Seit 2014 arbeite ich u. a. als freie Redakteurin für CUBE – Das lokale Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart. Auch habe ich als Texterin im Bereich Architektur und nachhaltiges Bauen für das Gebäudeforum klimaneutral Texte verfasst, und dabei Nutzen, Herausforderungen, Ziele und Erfolge beschrieben.

Eine kleine Auswahl bereits realisierter Projekte finden Sie in meinem Portfolio.

Eine Übersicht mit häufigen Problemen, Fragen und Lösungen rund um Architekturtexte finden Sie in meinem gerade entstehenden Bereich: Architekturkommunikation. >> Hier geht es unter anderem um folgende Themen:

Online sichtbar sein – ohne die eigene Sprache zu verlieren >>

Verständlich sein und fachlich bleiben. Geht das überhaupt?“

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