Was bringt’s? So schreiben Sie über den Nutzen – mit Beispielen

Dies ist der 3. Teil einer kleinen Reihe zur erfolgreichen Nutzenkommunikation bei Architekturprojekten. Hier finden Sie die beiden anderen Teile: Teil 1: Warum den Nutzen eines Architekturprojektes kommunizieren? >> und Teil 2: Mit wenigen Fragen eine klare Nutzenbeschreibung für jedes Projekt entwickeln – ohne Floskeln, aber mit Haltung. >>

Architektur wirkt. Aber kommt das auch in Ihren Texten an?

Viele Architekturbüros investieren viel in ihre Projekte – aber zu wenig in die Worte, mit denen sie beschrieben werden. Kein Wunder. Das ist ja auch nicht ihr Kerngeschäft und darum sehr verständlich. Die Folge aber: Projekttexte bleiben oft bei Materialien, Kubatur oder Zonierung stehen. Alles richtig – aber nicht unbedingt das, was Leser:innen fesselt oder überzeugt.

Was fehlt, ist die einfache, aber wirkungsvolle Frage: Was bringt dieses Gebäude – und für wen?

In diesem Beitrag sehen Sie anhand konkreter Beispiele, wie sich der Nutzen von Architektur verständlich kommunizieren lässt – und wie sich Ihre Texte damit sofort verbessern.

Beispiel 1: Vom Architektursprech zur Wirkung

VORHER

„Die Ausformulierung der Fassaden orientiert sich an der inneren Zonierung und betont durch gezielte Einschnitte die plastische Lesbarkeit des Baukörpers.“

👎 Für Fachleute vielleicht nachvollziehbar – für alle anderen: kryptisch und ungreifbar.

NACHHER

„Die Fassade macht ablesbar, was im Inneren passiert: Wo Lernräume liegen, öffnet sich das Gebäude großzügig nach außen. Aufenthaltsbereiche sind zurückversetzt – so entsteht zugleich Lichtschutz und ein Ort zum Verweilen.“

Klarer Bezug zur Nutzung, sichtbar gemachte Wirkung – mit nachvollziehbarem Nutzen für die späteren Nutzer:innen.

Beispiel 2: Vom Detail zur Bedeutung

VORHER

„Das Gebäude wurde in Massivholzbauweise errichtet und entspricht dem KfW-40-Standard.“

👎 Technisch korrekt, aber: Was sagt das über den Mehrwert?

NACHHER

„Die Holzbauweise sorgt für ein gesundes Raumklima – das spüren die Kinder vom ersten Tag an. Gleichzeitig spart das Gebäude 60 % Energie im Vergleich zu herkömmlichen Neubauten.“

Technik plus Wirkung = echter Nutzen.

Beispiel 3: Von Beliebig zur Haltung

VORHER

„Der Entwurf reagiert auf die heterogenen Anforderungen an ein modernes Bildungszentrum.“

👎 Klingt generisch und beliebig. Fast jede Schule könnte so beschrieben werden.

NACHHER

„Die Schule soll ein Ort sein, an dem Kinder sich orientieren können – auch architektonisch. Deshalb ist jede Jahrgangsstufe in einer eigenen, überschaubaren Einheit organisiert – mit kurzen Wegen, natürlichem Licht und eigenem Rückzugsbereich.“

Haltung, Konkretion, Bezug zur Lebensrealität – das bleibt hängen.

Beispiel 4: Nutzen für die Stadt – nicht nur fürs Gebäude

VORHER

„Das Ensemble schließt städtebaulich die Lücke entlang der Bahnhofstraße.“

👎 Korrekt, aber farblos.

NACHHER

„Wo vorher eine brachliegende Fläche das Quartier zerschnitt, verbindet das neue Ensemble Wohnen, Arbeiten und Aufenthalt. Die öffentliche Passage bringt Bewegung zurück – und Menschen zusammen.“

Stadtentwicklung als Wirkung, nicht als Maßnahme.

Warum diese Beispiele wirken

Gute Texte zur Nutzenkommunikation sind:

  • konkret: Sie beschreiben, was man sieht, fühlt, erlebt.
  • nutzerbezogen: Sie nehmen die Perspektive der Menschen ein, die das Gebäude nutzen oder davon betroffen sind.
  • wirkungsvoll: Sie zeigen, was sich verändert – für den Alltag, für den Ort, für die Zukunft.
  • verständlicher: Auch für Nicht-Fachleute. Gerade für sie.

Praxis-Tipp: So prüfen Sie Ihre Texte

🔍 Text-Check in 3 Fragen:

  1. Ist klar, für wen das Projekt welchen Vorteil bringt?
  2. Könnte der Text auch für ein ganz anderes Projekt stehen?
  3. Würde ein Laie das Grundprinzip verstehen – und idealerweise auch noch interessant finden?

Wenn Sie zwei Mal mit „Nein“ antworten, sollten Sie etwas umschreiben. Mit Blick auf Nutzen statt Fachsprache.

Fazit: Nutzen sichtbar machen – keine Kür, sondern Pflicht

Wer Wirkung erzeugt, sollte sie auch zeigen. Das heißt nicht, plump zu werben. Es heißt: verantwortungsvoll kommunizieren, was Architektur bewirken kann. In der Schule, im Quartier, im Alltag, in der Gesellschaft.

Gute Nutzenkommunikation:

  • gibt Bauherren Vertrauen,
  • schafft Sichtbarkeit in Medien und
  • positioniert Ihr Büro klar und verständlich.

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In einem vierten Bonus-Beitrag zeige ich demnächst Schritt für Schritt, wie Sie aus alten Texten bessere machen: mit einem Vorher-Nachher-Redesign aus einem Projekttext. >>

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Über mich

Seit 2014 arbeite ich u. a. als freie Redakteurin für CUBE – Das lokale Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart. Auch habe ich als Texterin im Bereich Architektur und nachhaltiges Bauen für das Gebäudeforum klimaneutral Texte verfasst, und dabei Nutzen, Herausforderungen, Ziele und Erfolge beschrieben.

Eine kleine Auswahl bereits realisierter Projekte finden Sie in meinem Portfolio.

Eine Übersicht mit häufigen Problemen, Fragen und Lösungen rund um Architekturtexte finden Sie in meinem gerade entstehenden Bereich: Architekturkommunikation. >> Hier geht es unter anderem um folgende Themen:

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