So können Architekten auf Websites besser kommunizieren
Für Architekten ist es wichtig, ihre Projekte klar und überzeugend zu präsentieren. Keine Frage! Die eigene Website spielt dabei natürlich eine zentrale Rolle. Ist sie doch oft die Visitenkarte oder erste Anlaufstelle für potenzielle Kunden. Ein häufiger Stolperstein bei der Kommunikation auf Architekten-Websites ist allerdings die Fachsprache – auch Fachjargon genannt. Während sie für Architekten alltäglich ist, kann sie auf Laien zumindest verwirrend und schlimmstenfalls abschreckend wirken.
In diesem Beitrag erläutere ich die Vor- und Nachteile der Fachsprache und gebe Tipps, wie Architekten auf ihren Websites besser kommunizieren können.
Fachsprache: Fluch oder Segen?
Vorteile von Fachsprache
Fachsprache dient dazu, komplexe Sachverhalte präzise und effizient zu beschreiben. Für Architekten bietet sie mehrere Vorteile:
- Genauigkeit: Mit Fachbegriffen lassen sich spezielle architektonische Konzepte oder technische Details präzise beschreiben. So kann ein Architekt beispielsweise den Begriff „Stahlbetonbauweise“ verwenden, um eine Bauweise zu spezifizieren, ohne eine lange Erklärung abgeben zu müssen.
- Glaubwürdigkeit und Fachkompetenz: Fachsprache wirkt auch. Sie signalisiert Lesern wie anderen Fachleuten, dass der Architekt über tiefes Fachwissen verfügt. Das schafft Vertrauen und so unterstreicht der gezielte Einsatz von Fachtermini die Expertise der Firma.
Nachteile von Fachsprache
Die Kehrseite der Fachsprache zeigt sich dann, wenn die Zielgruppe nicht aus Fachleuten besteht:
- Unverständlichkeit für Laien: Fachbegriffe wie „tragende Strukturen“, „kinetische Fassade“ oder „Passivhausstandard“ sind für die meisten Laien nicht unmittelbar verständlich. Wenn potenzielle Kunden auf eine Website stoßen und mit solchen Begriffen konfrontiert werden, besteht die Gefahr, dass sie sich überfordert fühlen und die Website wieder verlassen.
- Distanzierung vom Publikum: Fachsprache kann distanziert und unpersönlich wirken. Kunden möchten verstehen, was ein Architekt für sie tun kann, ohne dass sie ein Architekturlexikon zur Hand nehmen müssen.
Wann Fachsprache angebracht ist
Keine Frage: Der Einsatz vom sogenannten Fachjargon auf einer Architekten-Website kann sehr sinnvoll und sogar notwendig sein.
Besondere Zielgruppen
Wenn die Website gezielt auf andere Architekten, Bauingenieure oder Fachplaner ausgerichtet ist, sollte Fachsprache verwendet werden. Sie können dann davon ausgehen, dass die Zielgruppe Fachsprache versteht.
Beispiel: Eine Architekturfirma, die sich auf die Zusammenarbeit mit großen Bauunternehmen spezialisiert hat, könnte den Begriff „BIM“ (Building Information Modeling) verwenden, da dieser in der Branche üblich ist.
Technische Beschreibungen
In detaillierten Projektbeschreibungen oder in einem speziellen Bereich für Fachpublikationen kann Fachsprache durchaus sinnvoll sein. Hier dürfen Architekten durchaus ihre technische Expertise durchaus mittels Sprache demonstrieren.
Beispiel: „Die Tragwerksplanung des Hochhauses basiert auf einer Hybridkonstruktion aus Stahlbeton und vorgefertigten Modulen.“
Aber Achtung! Nicht jede (Projekt-)Beschreibung auf Ihrer Website ist eine „technische Beschreibung“ in diesem Sinne. Fragen Sie sich: Wer ist die Zielgruppe? Doch dazu mehr im nächsten Punkt.
Wann auf Fachsprache verzichtet werden sollte
Je nach Zielgruppe und Spezialisierung eines Büros, gibt es auf Architekten-Homepages immer wieder Texte und Beschreibungen, in denen besser auf (allzu viel) Fachsprache verzichtet oder diese zumindest verständlicher gemacht werden sollte.
Erstkontakt mit potenziellen (Privat-)Kunden
Viele Besucher von Architekten-Websites sind keine Experten. Manchmal sind es Privatpersonen, die nach einem Architekten für ihr Bauvorhaben suchen. In diesem Fall ist es besonders wichtig, klar und einfach zu kommunizieren, damit aus den Website-Besuchern potenzielle Kunden werden. Wenn die Besucher Ihre Website und Ihre Texte und Beschreibungen nicht verstehen, verlassen sie die Website vermutlich wieder.
Beispiel einer schlechten Formulierung: „Unsere Planungsprozesse orientieren sich an den neuesten baurechtlichen Vorgaben und berücksichtigen die DIN 276 zur Kostensteuerung.“
Verbesserung: „Wir sorgen dafür, dass Ihr Bauprojekt reibungslos verläuft, indem wir die neuesten gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien zur Kosteneinhaltung beachten.“
Projektpräsentationen jenseits der eigenen Zunft
Auch in der Projektvorstellung sollten Fachbegriffe nur dort eingesetzt werden, wo sie absolut notwendig sind. Laien möchten vor allem verstehen, was ein Architekt gebaut hat und wie das Gebäude ihr Leben verbessern könnte.
Beispiel einer schlechten Formulierung: „Das Einfamilienhaus wurde im Passivhausstandard errichtet und verfügt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.“
Verbesserung: „Das Einfamilienhaus ist besonders energieeffizient. Eine moderne Heizungsanlage und ein Belüftungssystem sorgen dafür, dass kaum Energie verloren geht – so sparen Sie langfristig Geld.“
So vermeiden Architekten Fachsprache auf ihrer Website
Wenn Sie auf Ihrer Homepage auf Fachjargon (weitestgehend) verzichten können, gibt es verschiedene Strategien, um diese zu vermeiden und die Kommunikation mit Ihren Besuchern und potenziellen Kunden zu verbessern:
1. Einfache, klare Sprache verwenden
Der Schlüssel zu einer kundenfreundlichen Website liegt in der Verwendung einer einfachen, klaren Sprache. Fachbegriffe sollten durch allgemein verständliche Ausdrücke ersetzt werden, ohne dass dabei die Aussagekraft verloren geht.
Beispiel: Statt „tragende Struktur“ kann „die Wände, die das Gebäude stabil halten“ verwendet werden.
2. Fachbegriffe erklären
Wenn der Einsatz von Fachbegriffen unumgänglich ist, sollten diese immer kurz erklärt werden. Das sorgt für Verständnis und vermeidet Missverständnisse.
Beispiel: „Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das so gut isoliert ist, dass es kaum Energie zum Heizen oder Kühlen benötigt.“
3. Ansprechende Geschichten erzählen
Menschen verstehen Informationen besser, wenn sie in eine Geschichte eingebettet sind. Architekten können ihre Projekte durch Erzählungen anschaulich machen und auch auf diese Weise zu viel Fachsprache vermeiden.
Beispiel: „Wir haben dieses Haus für eine Familie mit zwei Kindern entworfen, die viel Wert auf ein umweltfreundliches Zuhause legt. Durch spezielle Bauweisen bleibt das Haus im Winter warm, ohne dass die Heizung oft eingeschaltet werden muss.“
Die Fachbegriffe für spezielle Bauweisen oder den Einsatz bestimmter Technik könnten Sie auch in Klammern hinter die jeweiligen Beschreibungen setzen. Das stört den Lesefluss vielleicht ein bisschen – aber zeigt dem Besucher Ihrer Website, dass Sie ihn dort abholen können, wo er steht.
4. FAQs – Fragen und Antworten nutzen
Ein FAQ-Bereich (Frequently Asked Questions) kann helfen, häufig verwendete Fachbegriffe auf eine unkomplizierte Art zu erklären.
Beispiel einer Frage: „Was bedeutet es, wenn mein Haus im Passivhausstandard gebaut wird?“ Antwort: „Ein Passivhaus ist extrem energieeffizient und nutzt Wärmequellen wie Sonneneinstrahlung und Körperwärme. Das bedeutet, dass Sie weniger heizen müssen.“
5. Visuelle Hilfsmittel einsetzen
Setzen Sie auch auf die Mittel, die Architekten und Bauingenieure ohnehin oft nutzen, um komplexe Sachverhalte zu verdeutlichen: also Pläne, Skizzen, Zeichnungen, Modelle, Diagramme, Computersimulationen – oder auch Fotos bereits realisierter Gebäude. Beziehen Sie Ihre visuelle und Ihre sprachliche Kommunikation aufeinander.
Statt einer laaaaaaaaaangen technischen Beschreibung kann eine einfache Visualisierung dasselbe manchmal schneller und verständlicher erklären.
Beispiel: Eine Skizze eines Passivhauses zeigt, wie die Wärmerückgewinnung funktioniert. Das ist manchmal verständlicher als eine detaillierte textliche Erklärung.
Fazit
Für Architekten ist es wichtig, auf ihrer Website eine gute Balance zwischen Fachsprache und verständlicher Kommunikation zu finden. Während Fachjargon in bestimmten Bereichen, etwa im Austausch mit Fachleuten, notwendig und nützlich ist, sollte er gegenüber Laien(-Kunden) vermieden oder zumindest erklärt werden. Eine klare, einfache Sprache, ergänzt durch Geschichten, Visualisierungen und Erklärungen, hilft dabei, potenzielle Kunden zu erreichen und zu überzeugen – ohne sie mit unnötig komplizierten Fachbegriffen abzuschrecken.
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